Bruno Taut - ein Haus in Istanbul
Shared Cultural Heritage Project
Baukulturelle Vermittlung - Claudia Haas-Prandolini
News
Im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2023
für Details siehe unten.
Die erste Präsentation des Shared Cultural Project: Bruno Taut - Ein Haus in Istanbul wurde am 2. Juni 2023 in Hamburg eröffnet
Im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2023
Ankündigung
"Shared Cultural Heritage" Projekt über die Exilzeit des Architekten und Stadtplaners Bruno Taut
Baukulturelle Vermittlung
Claudia Haas-Prandolini
Dieses Projekt zeigt, wie Bruno Taut sich als ein "demokratischer Baumeister" des Neuen Bauens in Berlin-Deutschland etablierte. Taut entwickelte aus seiner politischen Einstellung eine Architektur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellte. So trug Taut seine demokratische Einstellung nicht nur in seinem Herzen, sondern vermochte sie auf geniale Art auch als Stadtplaner und Architekt umzusetzen.
Als Exilant zeigte Bruno Taut die Fähigkeit, als einfühlsamer Gast in Japan und der Türkei die architektonischen Kulturgüter beider Exil-Länder zu würdigen. Deutlich wird dies in seiner Verneigung vor der kaiserlichen Katsura-Villa im japanischen Kyoto sowie seiner großen Begeisterung für die türkischen Moscheen, allen voran die vom Baumeister Sinan erbaute Sultan Süleyman-Moschee in Istanbul.
Im „Shared Cultural Heritage“-Projekt wird diese politische, humane und weltoffene Schaffenszeit von Bruno Taut gewürdigt. Tauts selbst entworfenes Haus am Bosporus in Istanbul steht am Ende einer umfassenden und bemerkenswerten künstlerischen Beschäftigung mit Architektur; es hat das Potential zu einem Kulturdenkmal
Einladung zur Mitarbeit am einem „Shared Cultural Heritage“-Projekt
Eingeladen sind Experten, Zeitzeugen, Institutionen, Universitäten sowie deren Studierende aus den Bereichen Architektur(-geschichte), Stadtplanung, Bildende Kunst, Kunstgeschichte und Exilgeschichte. Eine türkisch-japanische-deutsche Kooperation für das transnationale interdisziplinäre Projekt ist gewünscht!
Kontakt:
Baukulturelle Vermittlung
Claudia Haas-Prandolini
Hamburg - Deutschland
E-Mail: [email protected]
www.baukulturelle-vermittlung.org
Während des Nationalsozialismus in Deutschland sollte der erfolgreiche Architekt und Stadtplaner Bruno Taut als Vertreter des Neuen Bauens, z.B. der Großsiedlungen in Berlin-Britz, -Wedding und -Pankow (UNESCO Weltkulturerbe seit 2008), verhaftet werden. Die inzwischen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten hatten Taut als "Kulturbolschewisten" beschimpft, ihm die Professur an der Technischen Hochschule und die Mitgliedschaft an der Akademie der Künste in Berlin Deutschland entzogen.
Die Spuren der Flucht
Die Spuren der Flucht von 1933 führen Bruno Taut durch die Einladung des japanischen Architekten Isaburo Ueno und des japanischen internationalen Architekturverein nach Japan, wo Taut für dreieinhalb Jahre blieb. Bruno Taut veröffentlichte dort wichtige Schriften zur japanischen Architektur, sowie zur Tradition Japans. Als Designer von Kunstgegenständen und Gebrauchsgegenständen verdiente Taut seinen Lebensunterhalt. Zum bauen bekommt Taut in Japan wenig Gelegenheit. Die Kyu Hyuga Bettei - Atami Hyuga Villa, deren Untergeschoss in drei Räumen von Taut entworfen wurden, erhielten von Taut die Namen von deutschen sowie österreichischen Komponisten: Beethoven, Mozart und Bach. Es ist die einzige Architektur, die von Taut in Japan zu finden ist. Dieser Anbau ist ab 2022 wieder als Museum in Atami-Shizuoka Japan zu besuchen.
Bruno Taut ging 1936 ins türkische Exil
Mit seiner Familie ging Taut 1936-1938 ins türkische Exil. In der türkischen Republik fand Taut wieder die Möglichkeit seinen Beruf auszuüben. Denn die Türkei der Zwanziger Jahre unter Staatspräsident Mustafa Kemal Atatürk befand sich in einem Prozess der großen Reformen. Diese Bedingungen kann man als eine glückliche Fügung für deutsche, österreichische, meist jüdische Akademiker, sowie für Künstler der sogenannten "entarteten" Kunst bezeichnen. An der Akademie der schönen Künste in Istanbul wurde Bruno Taut mit dem Aufbau der Architekturabteilung beauftragt. In Ankara leitete er die Bauabteilung des Unterrichtsministeriums. Dem Architekten gelang es schnell sich in der Türkei zu profilieren. In nur zwei Jahren realisierte er 24 Bauvorhaben und trug so durch die Errichtung wichtiger Gebäude zu Bildungsreform Atatürks bei. Taut stellte in der Türkei auch seine "Architekturlehre" fertig und veröffentlichte sie in türkischer Sprache 1938 ("Mimari Bilgisi").
Der besondere Moment
Der besondere Moment von Bruno Taut, die persönliche Entscheidung, sein eigenes Wohnhaus in Istanbul Ortaköy selbst zu entwerfen und zu bauen, ist außergewöhnlich. Taut hat das Haus sogar als seine "Arche" beschrieben. Bedeutet dieser Schritt nun eine Art Assimilierung? Wollte Taut – im Gegensatz zu vielen Exilanten – mit seiner Familie in der Türkei bleiben? Das Haus selbst zeigt auf den ersten Blick eine Reminiszenz an Tauts Aufenthalt in Japan; es wird daher die "Rote Pagode" genannt. Es steht am Ende von Tauts umfassender und bemerkenswerter künstlerischer Beschäftigung mit Architektur und seiner Exilerfahrung in zwei Ländern.